«Mare die Berna» des Journalismus

6. Oktober 2021 – Newsletter 05

Liebe Interessierte, 

so langsam bin selbst ich ein bisschen aufgeregt. Vor kurzem schrieb ich noch unbeschwert darüber, wie sehr die Geschichte der Gelateria di Berna uns von «Neuer Berner Journalismus» inspiriert. In genau zwei Wochen wird sich zeigen, ob es uns gelingt, mit Gelateria-Geist den Berner Herbst zu erwärmen: Am Dienstag, 19. Oktober, um 7 Uhr morgens beginnt unser Crowdfunding. Ab diesem Augenblick können unsere Unterstützer*innen (endlich) ein Abo lösen. Und wir finden heraus, ob es eine Nachfrage gibt für unser Projekt. Oder nicht.

Oft werde ich gefragt, was denn wirklich neu sein werde am «Neuen Berner Journalismus». Die Frage ist berechtigt, ich stelle sie mir ja sehr oft selber. Weil ich weiss: Das Interview, die Reportage, das Porträt – die journalistischen Formen, die wir alle kennen, sind längst erfunden. Wir massen uns sicher nicht an, diese grundlegend zu erneuern. Und ja: Kann man im Berner Lokaljournalismus neben der grossen Tamedia mit ihrer zwangsverheirateten, aber hervorragend besetzten Bund-BZ-Redaktion überhaupt noch etwas Neues machen?

Mittlerweile bin ich sicher: Man kann nicht nur. Man muss. In Bern etwas Neues machen. 

Denn Journalismus besteht nicht bloss aus dem, was am Schluss als Text, Ton oder Bild erscheint, sondern auch daraus, wie es entsteht und warum.

Dass wir ein gemeinnütziges Geschäftsmodell verfolgen, das nicht nur auf Klickzahlen fokussiert, sondern auf den Mehrwert für die lokale Demokratie: Das verändert die Art, wie wir Journalismus machen. Dass wir auf eine transparente, respektvolle und konstruktive Unternehmenskultur Wert legen und diese schon jetzt, in der Projektphase, konsequent einüben: Das verändert die Art, wie wir Journalismus machen. Und dass wir uns fragen, ob der Lokaljournalismus, wie ihn Bund und BZ geprägt haben, wirklich das ist, was den Leser*innen nützt und die moderne Pendler*innenregion Bern weiterbringt: Das verändert die Art, wie wir Journalismus machen wollen.

Der Lokaljournalismus in Bern geht nach wie vor an vielen Menschen vorbei, weil die Erzählweise zu kompliziert und zu kleinkariert ist und die Anforderung an das Vorwissen zu hoch. Allein auf diesem Gebiet hätte der «Neue Berner Journalismus» zwischen Zollikofen und Köniz, zwischen Muri-Gümligen und Frauenkappelen viel zu tun: Gut erklärte lokale Basics mit feinem Humor – das könnte zum Markenzeichen des «Neuen Berner Journalismus» werden, wie es das Kultaroma «Mare di Berna» für die Gelateria ist.

Was heisst hier hätte und könnte? Machen wir es! Stärken wir das Netzwerk des konzernunabhängigen Journalismus in Bern und bauen es aus! Jetzt ist der Moment, mit «Neuer Berner Journalismus» einen Beitrag zu leisten.

Wenn Sie Zweifel daran haben, hilft es Ihnen vielleicht zu denken, was ich mir in Momenten des Zweifelns oft ins Gedächtnis rufe: Man bereut nur, was man nicht gemacht hat. Und nicht, was man gemacht hat.

Schön, machen Sie mit. Und sorgen Sie dafür, dass ich ein bisschen aufgeregt bin.

Nächstes Mal verrät Ihnen meine Kollegin Marina Bolzli unseren Namen – den Namen des neuen Online-Portals für Bern – und den coolen Ort in Bern, wo man uns während des Crowdfundings antreffen wird. 

Herzlich,

Jürg Steiner

PS: Wenn Sie etwas für uns tun wollen, freut uns das sehr. Erzählen Sie Ihren Freundinnen und Freunden von unserem Crowdfunding-Start vom 19. Oktober, und laden Sie sie ein, unseren Newsletter zu abonnieren. Das hilft uns.